
Mit Chamäleon, einem Veranstalter, der nachhaltige Reisen in kleinen Reisegruppen durchführt, erlebte unsere Reiseexpertin Judith Namibia, das Land im Südwesten Afrikas. Vorab erhielten die Reisenden von Chamäleon eine Kurzgeschichten-Sammlung anstelle eines Reiseführers. Die Geschichten gaben einen ersten Einblick in die Vielfalt des Landes und stimmten die Reisegruppe auf die Tour durch den südafrikanischen Staat ein. In ihrem Reisebericht nimmt uns Judith mit auf eine Expedition der modernen Art – mit viel Komfort und einfach zum Staunen und Genießen.
1. Tag: Wir kommen!
Mit der im Reisepreis enthaltenen innerdeutschen Bahn-An-/Abreise geht es zum Flughafen Frankfurt und von dort aus mit Air Namibia nonstop nach Windhoek, der Hauptstadt Namibias. Das Bordmagazin Flamingo und das In-Flight Entertainment in der Rückenlehne des Vordersitzes stimmen mich auf Namibia, das „Land der unendlichen Weite“, ein. Im Flieger ist es sehr bequem, die seitlich vorklappbaren Kopfstützen, die sich an den Ledersitzen befinden, eignen sich prima für das Dösen während des Nachtflugs.
2. Tag: Farm-Frühstück, Hirsefladen und 5-Gänge-Menü – ein kulinarischer Auftakt
Stefan, unser Reiseleiter mit deutschem Hintergrund, nimmt uns nach der morgendlichen Landung am Hosea Kutako International Airport in Empfang. Der Flughafen ist nach dem ersten Präsidenten seit der Unabhängigkeit 1990 benannt. Bei einem leckeren Frühstück auf einer traditionellen namibischen Farm und mit vornehmlich aus eigener Herstellung stammenden Lebensmitteln erfahren wir, wie Farmen bei der herrschenden Wasserknappheit typischerweise bewirtschaftet werden. Denn Namibia ist die trockenste Region südlich der Sahara!
Während einer Rundfahrt durch Windhoeks Stadtkern fahren wir auch an Symbolen der Unabhängigkeit vorbei: „Their blood waters our freedom“. Im Stadtteil Katutura besuchen wir den bunten Oshetu-Markt, auf dem Gewürze, Gemüse und Fleisch angeboten werden. Der Stadtteil war damals ein Homeland mit den ärmsten Einwohnern Windhoeks. Heute strahlen bunte Farben Zuversicht in eine bessere Zukunft aus. Wir besuchen die Fraueninitiative Penduka. Hier trinken wir vergorenen Hirsesaft und essen Hirsefladen – ganz in der Tradition der Ovambo.
Unser 5-Gänge Abendessen gibt uns einen Einblick in diverse heimische Köstlichkeiten, insbesondere große Fleischvariationen, die jetzt täglich auf dem Speiseplan stehen. Übernachtet wird im Gästehaus Tamboti, wo wir herzlich empfangen werden. Das Haus ist in einer ruhigen Wohngegend gelegen, jedoch nahe am Zentrum Windhoeks. In der Abenddämmerung genießen wir von der Terrasse aus einen weiten Blick auf das karge Khomas-Hochland.
3. Tag: Über den Kalahari Highway zu den Geparden
Nach einer ausgiebigen Nachtruhe und einem gemütlichen Frühstück machen wir uns mit dem Reisebus über den Kalahari Highway auf den Weg in den Norden und sehen die für die Gegend typischen Termitenhügel. Ich lasse die Weite, die facettenreichen Berghügel am Horizont und eine nahezu unberührte Natur auf mich wirken. Rechts und links befinden sich überall große Ländereien. An ihren Zäunen erkennt man, ob Rinder oder nur Wild gehalten werden. Zehn Meter rechts und links von der Straße wird in regelmäßigen Abständen entbuscht, Müll eingesammelt und, sofern vorhanden, Rasen gemäht.
Wir kommen nach Otjiwarongo, auch Cheetah Capital genannt, da hier die Umweltschutzorganisation Cheetah Conservation Fund (CCF) ihr Hauptquartier hat. Dank dem Einsatz der Mitbegründerin Dr. Laurie Marker wirkt die Organisation mit Hilfe von Sponsoren heutzutage weltweit erfolgreich gegen die Wilderei und für die Vermehrung der Geparden. Ich staune über die scheinbar endlose Savanne mit einzelnen Akazienbäumen. Die Kameldornakazie ist der Nationalbaum Namibias.
Nordöstlich erreichen wir über Otavi die Gabus Game Ranch, eine Wohlfühloase mit Pool zum Abkühlen und sehr guter Farmküche. Die untergehende Sonne verwandelt die Umgebung in ein prächtiges Farbenmeer. Die Zimmer bieten zur Wildbeobachtung die Aussicht auf eine nahe gelegene Wasserstelle.
4. Tag: Faszination und Fata Morgana im Etosha-Nationalpark
Beim Mittagstisch in der „Frans Indongo Lodge“ erleben wir namibische Herzlichkeit, die ausgezeichnete Küche, einen üppig grünen Garten mit Pool und ungewöhnlich viel Wild auf der 170m² großen Farm. Die Lodge mit 12 Zimmern ist mit originellen Holzfiguren und traditionellen Gebrauchsgegenständen der Ovambo dekoriert und wie ein Kraal, also wie eine ursprüngliche, kreisförmige Siedlung, angelegt. Die ockerfarbene Landschaft beeindruckt mit Köcherbäumen (eine Aloe-Art), die hier und da in die Höhe ragen.
Dann geht es in den berühmten Etosha-Nationalpark – übrigens besteht ganz Namibia zu 48% aus Nationalparks! Wir fahren an der ausgetrockneten Etosha-Salzpfanne entlang. Hier gaukeln mir die Luftspiegelungen in der sich kilometerweit nach Norden erstreckenden Pfanne einen See vor, wo doch nur trockene Erdkruste ohne Vegetation herrscht. Ein faszinierendes Schauspiel! In der Sprache der Ondonga bedeutet „Ethotha“: Der Ort, an dem keine Pflanze gedeiht. Die frühen europäischen Händler hatten mit der Aussprache jedoch ihre Probleme und so wurde daraus „Etosha“.
Es bieten sich aber auch ausgiebige Tierbeobachtungen an, denn hier tummeln sich Steinböcke, Warzenschweine, Bärenpaviane, Gnuantilopen, Büschelschwanzerdhörnchen, Leopardenschildkröten, Elenantilopen (größte Antilopenart), Strauße und Streifengnus.
Die Etosha Safari Lodge schmiegt sich an einen Hang in dieser typisch namibischen Busch-Savanne und ist mit drei Pools ausgestattet, von denen aus man über die weite Ebene blicken kann. Das Hauptgebäude im Kolonialstil ist mit Erinnerungen erster Forscher dekoriert. Dieses Haus gehört zur Gondwana Collection, einem Unternehmen, das sich für Artenschutz und insbesondere für soziale Verbesserungen durch Tourismus engagiert und im gesamten Land verteilt ist. Aber auch in Botswana und Simbabwe ist das Unternehmen vertreten. Für die Bewohner der Region bedeutet das: Chancen auf eine Ausbildung und einen Arbeitsplatz!
Mittlerweile ist es Nacht und der Himmel ist mit Sternen übersät und ohne Streulicht wunderbar zu bestaunen – ein weiterer magischer Moment auf dieser Reise!
5. Tag: Motivjagd auf Schabrackenschakale und Dikdiks
Unser Reiseleiter Stefan hält unweit der Wasserlöcher im tierreichen Etosha-Nationalpark und bietet uns zahlreiche Fotoobjekte: ein Schabrackenschakal, Elefanten, ein Dikdik (kleinste Antilopenart), Impalas, Springböcke, Giraffen und Zebras. Hin und wieder sehen wir einen Marula-Baum.
Anschließend fahren wir weiter zur Damara Mopane Lodge, welche ebenfalls zur Gondwana Collection gehört. Diese einzigartige Lodge im Township-Stil hat, zwischen den zahllosen Mopanebäumen, 55 aus Lehm gebaute Chalets. Sie sind jeweils von einem eigenen Garten umgeben, in dem Papayas, Tomaten, Porree, Sonnenblumen und Kräuter angepflanzt werden.
Wir kühlen uns im großen Pool ab, bevor wir vom Sundownerdeck einen herrlichen Sonnenuntergang mit Blick in die ungeahnte Weite und das dahinter liegende Brandbergmassiv erleben. Über uns kreisen Geier während wir einen Gin Tonic (gegen Malaria!) oder einen Apfel Shandy (gegen den Durst) trinken. Am Lagerfeuer lassen wir diesen ereignisreichen Tag ausklingen.
6. Tag: Vom Erongo ans Meer & Besuch bei den San
Wir begegnen der ältesten Bevölkerungsgruppe Namibias: Vermutlich seit über 20.000 Jahren leben die Ju/Hoansi-San im südlichen Afrika als Jäger und Sammler. Sie wurden auf der Suche nach Weidegründen immer wieder von später einwandernden Ethnien verdrängt, sodass sie sich in der unwirtlichen Kalahari, einer Dornstrauchsavanne, niederließen. Das „Lebende Museum“ wird von den San eigenständig betrieben und ist wie in alten Zeiten des freien Nomadentums aufgebaut. Die San erklären und zeigen, wie man Feuer macht, Wasser findet, Fallen legt und auf althergebrachte Weise mit Pfeil und Bogen jagt. Außerdem lernen wir, welche Wurzeln als Medizin dienen und wie aus Straußeneiern Arm- und Halsschmuck hergestellt wird. Die Sprache der San und Himba, ein weiteres Volk Namibias, gehört zu den Khoikhoi und beinhaltet Schnalzlaute. Sie gehört zu den umfangreichsten Sprachen der Welt – es werden alle Laute verwendet, die der Mund in der Lage ist zu bewerkstelligen. Zum Abschied singen und tanzen die San für uns vor.
Auf der Fahrt von den Erongo-Bergen an die Atlantikküste wechselt zusehends das Landschaftsbild. An Straßenständen verkaufen Herrero-Frauen in ihren blumigen, wallenden Kleidern in der Natur Gefundenes und Zusammengebasteltes, um von ihren Männern unabhängig sein zu können. Ihr aus Tüchern geformter Kopfschmuck ist Rinderhörnern nachempfunden.
Vorbei geht es an 35.000 Jahre alten Felsmalereien, die von den Alt-Ägyptern stammen könnten, bevor wir in der wohl deutschesten Stadt Namibias ankommen: Swakopmund, mit rund 44.000 Einwohnern, gleicht mit zahlreichen Kolonialgebäuden im Jugendstil einem Seebad. Wahrzeichen der Stadt ist eine alte Landungsbrücke. Von hier aus werden – mit Blick auf die Stadt im Hintergrund – riesige Dünen sichtbar, über denen der sternenbesetzte Nachthimmel hängt: wieder ein magischer Moment in Nambia!
Wir übernachten in der „Pension à la Mer“ in einem Gebäude mit Innenhof, das aus den Gründungsjahren der Stadt stammt. In der Nacht ist im Zimmer noch Meeresrauschen wahrzunehmen.
7. Tag: Mondlandschaft im Namib-Naukluft-Park
Von „Swakop“ fahren wir durch eine Mondlandschaft und sehen die wundersame Welwitschia Mirabilis, eine über 1.500 Jahre alt werdende Wüstenpflanze. Anschließend zeigt uns Stefan auf einer kurzen Wanderung in der Felslandschaft des Namib-Naukluftparks einen Unterschlupf zweier deutscher Forscher im 2. Weltkrieg. Er erklärt uns, wie diese hier überlebt haben. Die Geschichte der beiden lässt sich in einem Roman nachlesen: „Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste“ von Henno Martin und Herrmann Korn.
Wir nächtigen in der „A Little Sossus Lodge“, gelegen in einer weiten Graslandschaft. Die familiär geführte Lodge bietet rustikale Natursteinchalets, die sich harmonisch in die Landschaft einfügen. Die Stille der Namib-Wüste umgibt uns.
8. Tag: Gigantische Dünen am Sossusvlei
Schon vor Sonnenaufgang brechen wir auf zu den gigantischen Dünen am Sossusvlei. Wo Bäume grünen, befindet sich der unterirdische Khuiseb Trockenfluss. Wir laufen in der morgendlichen Stimmung der farbintensiven Dünenlandschaft hinauf und wieder hinunter zum Dead Vlei mit seinen über 500 Jahre alten abgestorbenen Akazien. Die Landschaft mit den rot schimmernden, beinahe berghohen Dünen ist unwirklich und einfach nur beeindruckend.
Bevor wir diese faszinierende Dünenwelt verlassen, erforschen wir zu Fuß den Sesriem-Canyon, den der Tsauchab in Millionen von Jahren ins Gestein gegraben hat. Mittlerweile ist die Sonne untergegangen und der namibische Sternenhimmel stimmt mich sprachlos.
9. Tag: Zurück nach Windhoek
Wir fahren nach Rehoboth, die Heimat der Baster, einer kleinen Volksgruppe der Nachfahren der Khoikhoi und weißen Siedler. Durch eine für Namibia typische Landschaft mit weiten Ebenen und vereinzelten kleinen Gebirgsformationen geht es zur gastfreundlichen Atmosphäre der Onjala Lodge in einem privaten, 1.700 Hektar großen Naturpark nordöstlich von Windhoek. Die Gebäude sind aus Naturmaterialien erbaut. Mit einem offenen Geländewagen brechen wir auf zur Pirschfahrt durch die Dornbuschsavanne auf der Suche nach Oryxantilopen, Springböcken, Straußen, Giraffen, Weißschwanzgnus und Kudus – Afrikanischer Sonnenuntergang inklusive.
Leider ist der Himmel zur Nacht bedeckt, sodass der Besuch der Onjala-Sternwarte zur Beobachtung des sonst so kristallklaren Himmels mit einem der weltbesten Teleskope ausfallen muss.
10. Tag: Abschied
Der magischen Momente nicht genug, genießen wir noch eine 30-minütige Deep-Tissue-Massage im Zensations Spa und ein Picknick mit Blick in die afrikanische Weite. Danach geht es zum nächtlichen Rückflug mit Ankunft am folgenden Tag. Nun muss das Erlebte erst einmal verarbeitet werden. Was gab es nicht alles zu sehen, zu schmecken und zu staunen! Überwältigende Naturerlebnisse, Savannen, Wüsten, haushohe Dünen und eine unbeschreibliche Artenvielfalt haben mich fasziniert zurückgelassen. Dies war eine ganz besondere Reise. Danke Namibia, für deine Gastfreundschaft!